8. Ressourceneffizienz- und Kreislaufwirtschaftskongress Baden-Württemberg
Am 23. und 24. Oktober fand in der Filderhalle in Leinfelden-Echterdingen der 8. Ressourceneffizienz- und Kreislaufwirtschaftskongress Baden-Württemberg statt. Er gehört bundes- und europaweit zu den größten und führenden Treffen dieser Art. Im Vordergrund des Kongresses, der in diesem Jahr über 1.000 Teilnehmer zählte, standen neben den Reden von Ministerpräsident Winfried Kretschmann MdL, Umweltminister Franz Untersteller MdL und Ministerialdirektor Michael Kleiner (Wirtschaftsministerium) verschiedene Keynotes von namhaften Persönlichkeiten. In den Parallelforen wurden vielfältige Herausforderungen, Entwicklungen und Chancen im Zusammenhang mit dem Thema vorgestellt und erörtert.
Der Ressourceneffizienz- und Kreislaufwirtschaftskongress wurde auch in diesem Jahr von der Landesagentur Umwelttechnik BW veranstaltet. Unterstützt und gefördert wird er von Staatsministerium, Umweltministerium, Wirtschaftsministerium und Wissenschaftsministerium des Landes Baden-Württemberg sowie von zahlreichen Verbänden, Organisationen und Forschungseinrichtungen. Der Kongress bot wie gewohnt eine Mischung aus Fachvorträgen, Diskussionsrunden und vertiefenden Arbeitsforen. Themenschwerpunkte waren u.a. „Motivierte Mitarbeiter“, „Mehr Ressourceneffizienz?“, „Herausforderung Klimaziele – Wandel der Geschäftsmodelle“, „Die Ressourceneffizienz in der Produktion von Morgen“, „Das Topthema Kunststoffe“, „Digitalisierung als Katalysator“, „Chemisches Recycling“, „Nachhaltige Bioökonomie“, „Rohstoffversorgung in Deutschland“, „Sprung-Innovationen – Schneller, Besser, Weiter“ und vieles mehr. Dem folgten jeweils zahlreiche parallele Workshops, in denen die vorgestellten Themen fachspezifisch vertieft wurden. Dabei wurden neue Entwicklungen und Ideen vorgestellt und über Problemlösungen bei der Ressourceneffizienz und in der Kreislaufwirtschaft diskutiert. An dem Kongress nahmen auch Vertreterinnen und Vertreter aus dem PU-Mitgliederkreis teil.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann wies in seiner Eröffnungsrede auf den Klimawandel und dessen Folgen und die sich daraus ergebenden globalen Herausforderungen hin. Dabei hob er auf die Bedeutung der Ressourceneffizienz als erheblicher Beitrag zum Klimaschutz hin. Gerade Baden-Württemberg würde hier über Wissen, Ideen und Technik verfügen, um dieses Thema weiter voranzubringen. Der Klimaschutz sei in den Fokus von Wirtschaft und Gesellschaft gerückt. Entscheidende Akzente müssten in den nächsten 10 Jahren gesetzt werden. Durch die Entwicklung neuer rohstoffsparender und ressourceneffizienter Produktionsprozesse, durch die Nutzung von Abfällen, Nebenprodukten und durch Recycling, spielten Unternehmen dabei eine zentrale Rolle. Das Land Baden-Württemberg treibe die Ziele Ressourceneffizienz und eine echte Kreislaufwirtschaft mit vielfältigen Initiativen und Projekten wie der Denkfabrik „Industrielle Ressourcenstrategien oder einer Demontagefabrik voran. Nur in einer High-Tech-Region wie Baden-Württemberg könnten die zentralen Lösungen entstehen, um Wohlstand, Klima- und Ressourcenschutz miteinander zu verbinden“, sagte der Ministerpräsident. Der Kongress zeige inspirierende Pionierleistungen, die in die Breite ausstrahlen müssten.
Dabei ging der Ministerpräsident auch exemplarisch auf die Zielvorgabe der Robert Bosch GmbH ein, die bis Ende 2020 klimaneutral agieren will. Der Weg zu dieser Zielsetzung und der damit verbundene Transformationsprozess wurde im Anschluss von Christoph Kübel (Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH und LVI-Vorstandsmitglied) unter der Überschrift „Klimaschutz – Unternehmerische und Gesellschaftliche Verantwortung“ näher erläutert. Dies auch in Zusammenhang mit der Werteorientierung des Unternehmens, in dem nachhaltiges Wirtschaften und gesellschaftliche Verantwortung schon immer eine besondere Rolle spielten.
Umweltminister Franz Untersteller hob hervor, dass es, um die schlimmsten Auswirkungen der Klimaveränderungen aufzuhalten, eines wirksamen Klimaschutz bedarf. Ein wichtiger Hebel sei dabei die Ressourceneffizienz. Denn jeder Rohstoffeinsatz habe einen „ökologischen Rucksack“. Welche Rohstoffe in welcher Menge benötigt würden, woher diese stammen, auf welche Weise sie verarbeitet werden, all das habe Auswirkungen auf das Klima. Für einen wirksamen Klimaschutz müsse die gesamte Wertschöpfungskette einbezogen werden. Eine klimaneutrale Wirtschaftsweise müsste vom Rohstoff bis hin zum fertigen Produkt CO2-frei werden. Entscheidend sei deshalb, Lösungsansätze zu entwickeln, die dazu führten, dass Ressourceneffizienz und Klimaschutz Hand in Hand gehen und Anreize geschaffen werden, dass sich beides für die Unternehmen auch bezahlt macht.
Am ersten Kongresstag zeichnete der Umweltminister außerdem die drei Preisträger des diesjährigen KEFF-Gipfelstürmer-Awards aus, der mit 18.000 Euro dotiert ist. KEFF ist das von der Europäischen Union und dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft überwiegend finanzierte, landesweite Projekt zur Verbesserung der Energieeffizienz von Unternehmen im Land.
Einer der Höhepunkte war – neben weiteren Vorträgen, wie etwa von der Co-Präsidentin des Club of Rome, Sandrine Dixson-Declève – auch der beeindruckende Auftritt des Polarforschers und Umweltschützers Robert Swan am ersten Kongress-Tag. Er war der erste Mensch, der sowohl den Süd- als auch den Nordpol zu Fuß erreichte. Er wird in Kürze zu seiner nächsten Expedition eine extra dafür entworfene Fahne Baden-Württembergs an den Südpol bringen, die ihm von Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Umweltminister Franz Untersteller überreicht wurde. Die Flagge mit der Inschrift: „Damit es am Südpol kalt bleibt – Ideen aus Baden-Württemberg“ sei ein Symbol für die Innovationskraft baden-württembergischer Unternehmen, so der Ministerpräsident.
Der zweite Kongresstag startete mit Ministerialdirektor Michael Kleiner vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau. Diesem ging es um die Frage, wie Ressourceneffizienz und -effektivität vorangebracht und gleichzeitig der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen Rechnung getragen werden kann. Unter Beachtung der notwendigen Technologieoffenheit komme es darauf an, einen Rahmen zu schaffen, in dem die Unternehmen die Zielvorgaben erreichen können. (Sprung-) Innovationen sah er – auch unter geopolitischen Aspekten – als Mittel der Wahl; hier seien in Baden-Württemberg große Potenziale vorhanden. Einen besonderen Akzent setzte er beim Thema nachhaltiges/ressourcenschonendes Bauen.
Der zweite Kongresstag war noch stärker als der erste von zahlreichen Fachforen geprägt. Von besonderem Interesse war dabei das Forum „Chemisches Recycling – Aufgehender Stern oder Fata Morgana“, gerade auch angesichts der intensiv geführten Diskussionen um das Thema Kunststoff. Hier nutzte u. a. Prof. Winfried Golla (Geschäftsführer des Verbandes der Chemischen Industrie, Landesverband BW) die Gelegenheit, neben den Herausforderungen auf die Chancen dieses Verfahrens hinzuweisen, welches eine sinnvolle Ergänzung zu den mechanischen Verfahren darstellen kann und dies auch schon bewiesen hat. Dabei forderte er eine technologieoffene Diskussion, in der auch diesem, dem Zeitgeist geschuldeten Verfahren, der notwendige Rahmen für Planungs- und Investitionssicherheit gewährt wird und somit auch der erforderliche Innovationsprozess vorangebracht werden kann.
Neu war in diesem Jahr, dass ein Kongress LAB die Veranstaltung bereits vom Vortag der Eröffnung an begleitete. Nach dem Motto „Green Future Days 2019“ arbeiten Berufseinsteiger und Studierende unter Hochdruck und innerhalb von 48 Stunden Ideen, Konzepte und Lösungen zu den Themenschwerpunkten Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft heraus. Am ersten Kongresstag stellen sie ihre Geschäftsideen dann vor. Im Abschlussplenum des zweiten Tages warben sie vor dem Publikum um ihre ausgearbeiteten Konzepte. Welche Idee schließlich als sogenannter „LAB Leader“ prämiert wurde, bestimmte das Publikum durch eine Live Abstimmung. Mehr Informationen: „Green Future Days 2019“.
Weitere Informationen zum Kongress erhalten Sie unter: 8. Kongress Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft.