9. Ressourceneffizienz- und Kreislaufwirtschaftskongress Baden-Württemberg
Am 7. und 8. Oktober fand der Ressourceneffizienz- und Kreislaufwirtschaftskongress Baden-Württemberg zum neunten Mal, in einem – Corona bedingt – erstmalig digitalen Format, statt. Der Kongress gehört bundes- und europaweit zu den größten und führenden Fachkongressen auf diesem Gebiet. Der Kongress konnte sich trotz der erschwerten Umstände über einen Teilnehmerrekord von weit über 1.000 Teilnehmern freuen, die sich aus der ganzen Republik zugeschaltet hatten. Neben Reden von Ministerpräsident Winfried Kretschmann MdL, Umweltminister Franz Untersteller MdL und Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut MdL standen diverse Vorträge und Diskussionsrunden von namenhaften Gästen auf dem Programm. Zudem wurden in Parallelforen diverse Herausforderungen und Chancen im Kontext der Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft weiter vertieft.
Auch in diesem Jahr wurde der Ressourceneffizienz- und Kreislaufwirtschaftskongress von der Landesagentur Umwelttechnik BW, mit Unterstützung des Staats-, Wirtschafts-, Umwelt- und Wissenschaftsministerium sowie zahlreichen Verbänden, Organisationen und Forschungseinrichtungen, veranstaltet. Trotz der besonderen Umstände des Online-Formats wurden die zwei Kongresstage mit einer Mischung aus Vorträgen, Diskussionen und Fachforen gefüllt, was zu einem intensiven Austausch über aktuelle Themen führte. Im Fokus standen vor allem das neue Klimabündnis Baden-Württemberg, die Chancen von Digitalisierung und künstlicher Intelligenz zur Ressourcensteigerung, aber auch zahlreiche weitere spezifische Themen wie das Ökodesign, der europäische Green Deal und die Kreislauffähigkeit von Baustoffen und anderen Materialien.
Eröffnet wurde der Kongress wiederum von Ministerpräsident Winfried Kretschmann. In seinem Vortrag ging er insbesondere auf die allgegenwärtige Corona-Pandemie und deren Auswirkung auf die Klima- und Umweltpolitik ein. So sei es ein sehr begrüßenswertes Zeichen, dass Wiederaufbau- und Konjunkturpakete in Deutschland und anderen Ländern auch dazu genutzt würden, Schwerpunkte im Klimaschutz, der Nachhaltigkeit und der Kreislaufwirtschaft zu setzten. Dieser Fortschritt sei zwingend notwendig und komme entweder „by disaster“, also als Strukturbruch, oder aktiv „by design“ als Strukturwandel. Er hob hervor, dass Wirtschaft, Forschung und Land zusammen an diesem Strukturwandel arbeiten müssten. Zudem zeige die COVID-19-Pandemie, wie wichtig die gegenseitige Unterstützung zwischen den Generationen sei. So müssten in der Pandemie die jungen Generationen Rücksicht auf die Älteren nehmen, während bei Umwelt und Klima die älteren Generationen solidarisch mit den jüngeren Generationen sein müssten. Kretschmann zeigte sich an dieser Stelle erfreut über die Bemühungen von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Der Kongress diene außerdem als wichtige Plattform für Zusammenarbeit, Austausch und Innovationen. Die Bemühungen der Unternehmen zeigten sich besonders in dem neu ins Leben gerufenen Klimabündnis BW.
An diesem Bündnis knüpfte auch Umweltminister Franz Untersteller an, der als wesentlicher Initiator des Kongresses, dessen sehr erfreuliche Entwicklung über die vergangenen Jahre hervorhob. Das Klimabündnis stelle eine freiwillige Selbstverpflichtung von Unternehmen gegenüber dem Land Baden-Württemberg dar, welche unter einer Laufzeit von zehn Jahren durch die Einhaltung von unternehmensspezifischen Zielen zur Klimaneutralität beitragen soll. Das Bündnis eröffnete mit 17 Gründungsmitgliedern und erhofft sich eine weitere rege Teilnahme von Unternehmen aus ganz Baden-Württemberg. Der LVI begleitet und unterstützt diese Initiative aktiv. Der Minister betonte, dass die ehrgeizen Ziele des Pariser-Abkommens nur über eine enge Zusammenarbeit zwischen Industrie und Land zu erreichen seien und das Klimabündnis BW eine bedeutende Rolle einnehme. Das Land Baden-Württemberg werde hierbei, vor allem auch mittelständische Unternehmen unterstützen.
Zudem wurde der Polarforscher Robert Swan aus Kalifornien zugeschaltet, der auf dem letztjährigen Kongress eine Flagge des Landes Baden-Württemberg zum Klimaschutz erhalten hatte und diese an den Südpol gebracht hatte. Als Zeichen gegen den Klimawandel erhält jedes Unternehmen, das dem Klimabündnis beitritt, einen Teil dieser Flagge. Der Minister ging außerdem auf das Klimaschutzgesetz BW ein, welches u.a. eine – vom LVI abgelehnte – Photovoltaikpflicht für gewerbliche Bauten vorsieht.
Im weiteren Verlauf stellten die 17 Mitgliedsunternehmen des Klimabündnisses BW ihre Motivationen und Bemühungen im Einzelnen vor. Dabei wurde aufgezeigt, unter welchen Voraussetzungen Ökologie und Ökonomie im Einklang stehen können.
Ebenfalls durch den gesamten Kongress zog sich das Thema der Start-Ups und der Innovationen. Am ersten Kongresstag fand ein Podiumsdialog zur Innovationskraft in Unternehmen statt. Dabei wurde die Möglichkeit zur Auslagerung von unternehmensinternen Start-Ups debattiert. Des Weiteren begleitete das „Kongress Lab“ die gesamte zweitägige Veranstaltung. Hier arbeiteten sechs Start-Ups, begleitet durch Coaches aus dem Plenum an ihren Geschäftsmodellen und stellten diese zum Ende des zweiten Tages vor.
Während der erste Kongresstag eher im Fokus der Umwelt stand, widmete sich der zweite Kongresstag stärker den wirtschaftlichen Aspekten und wurde eröffnet von Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut. In ihrer Rede im Plenum „Künstliche Intelligenz zur Steigerung der Ressourceneffizienz“ betonte sie, dass der Klimawandel, die Digitalisierung und die künstliche Intelligenz zwar große Herausforderungen, diese aber auch als ebenso große Chance zu verstehen seien. Baden-Württemberg müsse bei diesen Punkten aktiv sein, um eine Vorreiterrolle für die Zukunft einnehmen zu können. Sie stellte dar, dass das Land und die hier ansässigen Unternehmen bereits viele Aktivitäten aufweisen könnten, es aber dennoch weiterer Bemühungen bedürfe. Besonders hob sie die Initiative „CyberValley“ hervor, welche als Fortschrittszentrum in Baden-Württemberg fungiert. Die Ministerin betonte nochmals, dass der Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg mit seiner gut aufgestellten Infrastruktur große Chancen habe, seine Rolle als führender und innovativer Produktionsstandort zu bewahren. Das Land wolle hierzu seinen Beitrag leisten.
Die Ausführungen der Ministerin wurden durch Fachvorträge aus Wirtschaft und Forschung ergänzt und insbesondere durch Anwendungsbeispiele bereichert. So stellte Prof. Dr. Marco Huber vom Fraunhofer IPA verschiedene Projekte des IPA vor, in denen mithilfe der künstlichen Intelligenz ein Beitrag zur Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft gelingen konnte.
In einem weiteren Plenum des zweiten Tages stand das Kunststoffrecycling mit einer Podiumsdiskussion im Fokus. Die Rolle der EU war in diversen Foren Gegenstand der Diskussionen, beispielsweise in einem Forum „Green Deal – Chancen und Perspektiven für die Kreislaufwirtschaft“. Ein weiteres Forum hob unter dem Titel „Resiliente Rohstoffversorgung und Wertschöpfungsketten für die Industrie“ die Probleme des steigenden globalen Bedarfs an Rohstoffen hervor. Hier brachten sich Vertreter der Hochschule Pforzheim (Institut für Industrial Ecology-INEC) und des von Land und Industrie gemeinsam getragenen „THINKTANK Industrielle Ressourcenstrategien“, dessen Geschäftsführung beim LVI angesiedelt ist, ein.
Das gesamte Programm und weitere Informationen erhalten Sie hier: Programm Ressourceneffizienz- und Kreislaufwirtschaftskongress Baden-Württemberg