Delegationsreise des Ministerpräsidenten nach Indien unter Beteiligung der PU
Bereits im Oktober 2016 flatterte eine besondere Einladung in die Höpfinger Firma Kuhn: Kein Geringerer als Ministerpräsident Winfried Kretschmann MdL lud Geschäftsführer Dr. Michael Kuhn (er ist außerdem Branchenmanager „Kommunale Abwasser“ bei PU) als einen von 120 Gästen aus Wirtschaft und Wissenschaft zu einer Delegationsreise nach Indien ein. Er nahm teil – um den Fränkischen Nachrichten (FN) von seinen Eindrücken zu berichten.
„Neben den Rektoren aller Hochschulen im Land wurden Personen aus den Wirtschaftsbereichen Mobilität, Wasser, Abfall und Energie ausgewählt“, erklärt der 54-Jährige, „zudem begleiteten die Reise neben dem Ministerpräsidenten und dessen Gattin auch die Minister Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut MdL und Winfried Hermann MdL sowie die Staatssekretäre Petra Olschowski und Klaus-Peter Murawski“. Auf dem Plan standen die Städte Pune, Mumbai und Bangalore, wobei Michael Kuhn lediglich die ersten beiden besuchte: „In Bangalore war der Besuch einer für meinen Part nicht relevanten Fachmesse für Maschinenbau vorgesehen“, räumt er ein und führt aus, dass die Delegationsreise aus der Patenschaft zwischen Baden-Württemberg und dem indischen Bundesstaat Maharashtra, in dem Mumbai und Pune liegen, heraus resultierte. „Außerdem bestehen seit längerer Zeit Verbindungen zwischen Stuttgart und Mumbai sowie Karlsruhe und Pune“, lässt Kuhn im FN-Gespräch wissen.
Als eng getaktet erwies sich der Tagesplan: Es standen unterschiedliche Seminare und Diskussionsforen an. Während die Aufklärung über das Verstehen und Meistern kultureller Unterschiede zwischen Deutschland und Indien recht unterhaltsam verlief, wurden in „Keynote-Speeches“ (Sachreferaten) die jeweiligen Themengebiete erörtert. Michael Kuhn übernahm eine solche, auf zehn Minuten angesetzte Rede zum Thema Wasser: „Auch da ich über die German Water Partnership, die sich als Verein um den Export deutscher Wasserwirtschaft kümmert, für Indien zuständig bin, habe ich die aktuelle Sachlage beleuchtet“, sagt der Höpfinger und resümiert, dass die indische Wasserversorgung keinesfalls mit dem aus Deutschland als Selbstverständlichkeit bekannten Netz verglichen werden könne: „Zunächst bedienen nur 816 Kläranlagen, von denen derzeit lediglich 522 betriebsbereit sind, 1,2 Milliarden Einwohner – bei uns gibt es 9307 Kläranlagen für 80 Millionen“, stellt er fest. Ein nahezu 50-prozentiger Wasserverlust durch schadhafte Leitungen und die Tatsache, dass fast 20 Prozent aller Inder keinen Zugriff auf eine Toilette haben, zeichnen ein Bild, „welches etwa dem Stand entspricht, den wir vor etlichen Jahrzehnten hatten“, so Kuhn. Auch der in der Öffentlichkeit sorglose Umgang mit dem Thema Abfall wirke sich nicht positiv auf: Durch Müllmassen versiegelte, offene Abwasserkanäle werden von Anwohnern, damit die Vermehrung von gefährlichen Malariamücken unterbunden wird, durch die Beigabe von Speiseöl zusätzlich belastet. „Das kann man sich hier kaum vorstellen“, betont der 54-Jährige, der zu seiner Familie per Email und WhatsApp dauerhaften Kontakt pflegte, und spricht von „enormen infrastrukturellen Unterschieden zwischen der Bundesrepublik und Indien“.
Zum Programm gehörten ferner ein Abendempfang im Goethe-Institut von Puna mit Tanzeinlagen und Besuch im „Lighthouse“: Dieses holt junge Menschen aus den Slums und versucht, ihnen berufliche Perspektiven zu vermitteln. „Beeindruckt hat mich der unglaubliche Lernwille der jungen Inder“, erinnert sich Michael Kuhn, „man weiß, dass derjenige, der schreiben und lesen kann, eher die Chance für eine solide Berufslaufbahn und den damit verbundenen sozialen Aufstieg hat!“ Als weiteren Höhepunkt bezeichnet er auch die Jubiläumsfeier der deutsch-indischen Handelskammer. Die Festrede übernahm Ministerpräsident Kretschmann, „und wir alle saßen als Ehrengäste in der ersten Reihe – das war schon ein Erlebnis!“ Auch das deutsch-indische Abschlussfest „Stuttgart meets Mumbai“ mit Verköstigung deutscher und indischer Weine sowie Folklore-Musik beider Kulturen gehört für Michael Kuhn zu den Höhepunkten einer durchaus interessanten Reise. Als er am vergangenen Wochenende auf dem Frankfurter Flughafen eintraf, fror er allerdings: „Wir hatten in Indien 30 Grad Plus zu verzeichnen – das ist eine Differenz von satten 40 Grad gegenüber unseren aktuellen Temperaturen!“
Der nächste Besuch in Indien steht zwar zeitlich noch nicht genau fest, wird aber noch in diesem Jahr erfolgen, wie er gegen Ende des Gesprächs informiert: „Allerspätestens im September werde ich wieder nach Indien fliegen!“, lacht Michael Kuhn.