Kontakte zu Delegationen aus Kroatien und Rumänien auf der Messe RecyclingAKTIV in Karlsruhe
Die Messe RecyclingAKTIV hat 238 Aussteller, davon 20% aus dem Ausland, und ist Marktplatz für Holz-, Bio-, Metall- und Baustoffrecycling. Am 6. September war PU eingeladen, unter dem Titel „Internationale Chancen für deutsche Umwelttechnologien in der Kreislaufwirtschaft“ Delegationsmitglieder aus Kroatien und Rumänien auf der Messe Karlsruhe zu treffen und mit ihnen in Erfahrungsaustausch zu treten. Diese Veranstaltung wurde initiiert von der IHK Karlsruhe und organisiert von der DIHK Service GmbH sowie den AHK’n Kroatien und Rumänien.
Nach dem Grußwort von Britta Wirtz, Geschäftsführerin der Messe Karlsruhe, gab Stefan Kohlwers, Projektleiter Exportinitiative Umwelttechnologien (DIHK), einen kurzen Überblick über die Messe selbst und das Anliegen der Veranstaltung, die Situation der Abfallwirtschaft in beiden Ländern zu veranschaulichen und damit bei deutschen Unternehmen Interesse der Zusammenarbeit zu wecken.
Situation der Abfallwirtschaft in Kroatien (Gesprächspartner: Dinko Đurđević, Energieinstitut „Hrvoje Požar“, und Stevo Anetić, Kommunalunternehmen der Stadt Osijek):
- Neben Erneuerbaren Energien und Energieeffizienz wird neuerdings auch ein Schwerpunkt auf Umweltschutz gelegt.
- Städtische Abfallentsorgung hat kleine Tonnen an Privathaushalte verteilt; es gibt Objekte für die Selektierung (Wertstoffhöfe, Kompostierung).
- Von den EU-Vorgaben (50% Selektierung bis 2020 und 60% bis 2030) ist das Land weit entfernt.
- Es gibt noch Diskrepanzen zwischen städtischen und privaten Sammlungen.
- Es fehlen regulierende Einrichtungen, um Akzeptanz einer Gebührenerhebung bei Bevölkerung zu erreichen, obwohl seit mehr als zehn Jahren Trennungssysteme und Wertstoffhöfe existieren.
- Für Papier, Plastik, Glas und Metall wird derzeit eine zentrale Entsorgung errichtet; für Bioabfall besteht noch großer Raum (Kompostierung).
- Die Entsorgung von Sperrmüll und Bauschutt wird stetig anwachsen; Zerkleinerungsmaschinen sind sehr teuer und werden oftmals in Kooperationen mit anderen Einrichtungen genutzt.
- 15 Gespanschaften haben noch keinerlei Mülltrennung; trauriger IST-Zustand.
- Restmüll wird derzeit noch deponiert; über Verbrennung weigert man sich nachzudenken.
- F&E wird derzeit meist importiert aus entwickelten Industriestaaten; in Kroatien gibt es bisher dies bzgl. nur vier oder fünf Studiengänge.
- Pläne der Gesetzgebung: Strategie aus 2005 behält Gültigkeit bis 2022 bzgl. Trennung und Verwertung.
- Energetische Verwertung ist in jüngster Zeit in Vorbereitung.
- Umsetzung der EU-Vorgaben auf Landesebene gestaltet sich sehr schwierig und ist langwierig.
Ansprechpartner: AHK Kroatien
Frau Letizia Licchetta, Tel.: + 385-1/6311-624, mailto:letizia.licchetta@ahk.hr
Situation der Abfallwirtschaft in Rumänien (Gesprächspartner: Radu Merica, Entsorgungsunternehmen RER, und Valentin Tudorică, Vizepräsident Kreis Timiş):
- Seit 2007 EU-Mitglied; Richtlinien wurden zwar umgesetzt aber fehlerhaft.
- Große Anstrengungen werden unternommen, um die EU-Richtlinien bis 2030 umzusetzen; sind allerdings nicht ganz erfüllbar.
- Entsorgung wird durch Privatunternehmen vorgenommen.
- Siedlungsabfälle (derzeit größte Herausforderung) werden über Gemeinden und Land entsorgt und von den Behörden überwacht.
- Ziel ist, alle Handelnden zu „harmonisieren“.
- Vor allem müssen die Sortieranlagen modernisiert werden.
- Energetische Verwertung steht immer stärker im Fokus (bisher meist Deponierung; bessere Überwachung der Sickerwasserstellen).
- Zusammenspiel mit der Bevölkerung ist schwierig (Akzeptanz für Gebühren fehlt; diese Mentalität muss durchbrochen werden). Dafür muss das Informationssystem ausgebaut werden, wobei auch Sammler und Betreiber unterstützen müssen (nicht alle Behörden ziehen dabei mit).
RESÜMEE:
- Es muss viel Geld investiert werden in Informationsunterlagen (Broschüren an der Haustür, Veröffentlichungen).
- Effiziente Gebührenerhebung ist unablässig.
- Einführung von Sanktionen bei Nichterfüllung wäre wünschenswert (Politik ist dagegen, da sie um ihre Wähler bangt).
- Großes Interesse an deutschen Technologien und vor allem Knowhow. Behörden und Unternehmen aus Rumänien wünschen sich deutsche Kontakte, die das Land besuchen und Lösungen entwickeln – nicht nur im Abfallbereich!
- Trotz aller Widrigkeiten gibt es viel Potenzial für Privatwirtschaft.
Ansprechpartner: AHK Rumänien (econet romania)
Frau Dr. Ilinca Pandele, Tel.: +40-212/079117, mailto:pandele.ilinca@ahkrumaenien.ro
An der Veranstaltung nahmen Ingrid Müller (Netzwerkmanagement, Michael Auer und Egon Förster (Vorstand) teil. Beim anschließenden get-together konnten vor allem noch mit Herrn Valentin Tudorică (Vizepräsident Kreis Timiş) interessante Gespräche geführt und die Kontaktdaten ausgetauscht werden.